Samstag, 30. November 2013

Rilke über die Zukunft und den unendlichen Raum

"Wie man sich lange über die Bewegung der Sonne getäuscht hat, so täuscht man sich immer noch über die Bewegung des Kommenden. Die Zukunft steht fest, lieber Herr Kappus, wir aber bewegen uns im unendlichen Raume."

Mittwoch, 27. November 2013

ein Gigant unter Menschen

Ich werde niemals den Abend vergessen, den ich mit Gurdjieff 1931 in New York verbrachte. Er sass mir gegenüber mit seinem erhabenen Schädel, völlig rasiert, seinen enigmatischen Augen, mürrisch, aber mit unermesslicher intellektueller Kraft, so wie sie daherschauten über dem gewaltigen Tartarenschnurbart. Er sprach kaum, während er geruhsam an der Zigarettenspitze zog, doch wenn er sprach, war es, als ob einem Orakel eine Stimme verliehen worden wäre.

Die Persönlichkeit dieses Giganten unter Menschen war so beeindruckend, dass einige es kaum ertragen konnten zusammen mit ihm im gleichen Raum zu sein. Andere wiederum glaubten, dass wenn er sprach, etwas für alle Zeiten formuliert worden sei. Sie verehrten ihn wie einen Gott, diesen russischen Griechen, der so eine Herrschaft über seinen Körper besaß, dass er mehrere Autounfälle und Schusswunden überlebt hatte, die ansonsten ein Dutzend Männer dahingerafft hätten. Seine physische Stärke war gewaltig

Gurdjieff war einer dieser Maestros, die eher durch Stille beeinflussen als durch Sprache. Er war pure telepathische Kraft. Ob man es glaubt oder nicht, dies konnte über jede Distanz projiziert werden, wie einige der grössten Intellektuellen und Künstler unserer Zeit bezeugt haben, besonders diejenigen, die an seinem Fontainebleau Experiment teilnahmen.

Seine Doktrin war geheim und zirkulierte wahrscheinlich deswegen nur in den rein intellektuellen Kreisen dieser Welt. Zum ersten Mal wird nun der breiten Öffentlichkeit enthüllt, dass seltsamere Dinge sich ereignet haben, als dieser andere russische Gigant Stalin, der sich vielleicht eines Tages mit etwas anderem konfrontiert sehen wird, als materiellen Waffen, einem "Denksystem", dass möglicherweise die Zukunft unserer Welt beeinflussen wird.

Shaw Desmond - Personality and Power S.207-209

Sonntag, 24. November 2013

Gurdjieff und Haushofer

Die wenig plausible Vermutung (Pauwels 62 f.), Gurdjieff habe als Kollege des Geopolitikers Karl Haushofer eine bestimmende Rolle bei der Ausarbeitung der Nazi-Ideologie gespielt und sogar die Verwendung des umgedrehten Hakenkreuzes angeregt, wird durch Haushofers Sohn, Dr. Heinz Haushofer, zurückgewiesen (Brief vom 31. Dezember 1956, FAZ).

James Moore - Gurdjieff S.361

Lincoln Kirstein über Gurdjieff

...so erkannte Kirstein ausdrücklich Gurdjieffs Einfluß an. In der Widmung seines Buches Nijinsky Dancing schreibt Kirstein: 

«Bei allem, was ich tue, stammt das, was Gültigkeit hat, von der Persönlichkeit und den Ideen
G.I. Gurdjieffs.» 

James Moore - Gurdjieff S.355

glaubt nichts, hofft auf nichts

Die Religion sagt "glaube daran" und benutzt Worte wie Liebe, Hoffnung und Glaube.

Ich sage zu euch: Glaubt nicht, vertraut nicht, hofft auf nichts, liebt nichts.

Und dennoch bin ich ein sehr religiöser Mensch.

G.I. Gurdjieff 25.1.1936

Sonntag, 17. November 2013

Gurdjieff - Mythen & Symbole wirken auf die Höheren Zentren

Es wurde schon gesagt, daß in den höheren Bewußtseinszuständen des Menschen die höheren psychischen Zentren arbeiten: das "höhere Gefühls-" und das "höhere Denkzentrum. Das Ziel der "Mythen" und "Symbole" war es, die höheren Zentren des Menschen anzusprechen, ihnen die dem Intellekt unzugänglichen Ideen zu vermitteln, und zwar in Formen, die die Möglichkeit falscher Deutungen ausschließen. "Mythen" waren für das höhere Gefühlszentrum bestimmt; "Symbole" für das höhere Denkzentrum.

Auf der Suche nach dem Wunderbaren S.411

Donnerstag, 14. November 2013

Gurdjieff war ein Genie, aber

G.I. Gurdjieff war ein Genie, aber die Leute, die behaupten seine Arbeit weitergeführt zu haben, gehören einem weiten Spektrum an. Einige von ihnen sind sehr bewusste und erfahrene Individuen, einige glauben von sich, bewusste und erfahrene Individuen zu sein, sind jedoch begrenzt und neurotisch. Einige von ihnen sind "weit weg" und wiederum andere mögen Scharlatane sein.

Charles Tart - Mind Science S.201

der Zustand der Identifikation

»Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen«. »Ich konnte meine Augen nicht vom Spiel losreißen.« »Ich war völlig in das versunken, was ich tat.« 

Mit solchen und zahllosen anderen Phrasen beschreiben die Leute den Zustand der Identifikation und den Verlust der Freiheit zum Teilnehmen, die er auferlegt. Ein packender oder spektakulärer Anblick, eine wirkliche oder eine imaginäre Geschichte hat unsere Neugier geweckt und uns in diesem Vorgang verschlungen.

Wir sind wie Fliegen im Spinnennetz gefangen, manipuliert, gesteuert, angekettet. Beobachten Sie die Gesichter von Leuten auf der Rennbahn, bei einem Baseballspiel, einem Stierkampf, einem Boxkampf, bei irgend einem Schauspiel der bombastischen oder der brutalen Art. Hinter den Gesichtern ist nichts. Sie sind leer, Masken, das Haus ist unbewohnt.

Dies ist die »versklavte Aufmerksamkeit«. In diesem Zustand sind das innere Schweigen und das einfache Gewahrsein verloren gegangen, und das ganze Feld des Bewußtseins ist von einem siegreichen Feind besetzt. In diesem Zustand der versklavten Aufmerksamkeit wird die vitale Kraft verschwendet.

Ropp - Das Meisterspiel S.85

Dienstag, 12. November 2013

liebe deine Eltern

Gott hat beispielsweise gesagt: «Liebe deine Eltern, und du wirst mich lieben.» Und in der Tat, wer seine Eltern nicht liebt, der kann Gott nicht lieben. Ehe wir weitergehen, wollen wir innehalten und uns fragen:

Haben wir unsere Eltern geliebt? Haben wir sie so geliebt, wie sie es verdienten? Oder war es nur ein Fall von «es liebt?» Und wie hätten wir lieben sollen?

Aus der Wirklichen Welt S.200

Montag, 11. November 2013

Jane Heap 1883-1964


Literatur von Jane Heap:
Jane Heap - Notes (1983)
The Notes of Jane Heap (1994)

relevante Literatur:
Margaret Anderson - My Thirty Years War (1969)
Richard Edwards - Jane Heap. A Monograph (1984)
W.P. Patterson - Gurdjieff & the Ladies of the Rope (1998)
Solano & Hulme - Gurdjieff and the Women of the Rope (2012)
John Lester - Jane Heap as remembered by some of those she taught (1988)
Holly A. Baggett - Dear Tiny Heart: The Letters of Jane Heap and Florence Reynolds (1999)
James Opie - Approching Inner Work. Michael Currer-Briggs on the Gurdjieff teaching (2011)

Links:

Sonntag, 10. November 2013

die Haupttriebkraft aller Mechanisiertheit

Gleichzeitig spielt in der Aufrechterhaltung des mechanischen Lebens "Geschlecht" eine gewaltige Rolle. Alles, was die Menschen tun, steht mit dem Geschlecht im Zusammenhang: Politik, Religion, Kunst, Theater, Musik, alles das ist "Geschlecht". Glauben Sie, daß die Menschen ins Theater oder in die Kirche gehen, um ein neues Stück zu sehen oder zu beten? Das geschieht nur dem Anschein nach. Die Hauptsache ist sowohl im Theater als auch in der Kirche, daß viele Frauen oder viele Männer dort sind. Dies ist der Schwerpunkt aller Versammlungen. Was, glauben Sie, bringt die Menschen in die Cafes, in die Restaurants, zu den zahlreichen Festen? Nur eine Sache, Geschlecht: dies ist die Haupttriebkraft aller Mechanisiertheit. Aller Schlaf, alle Hypnose hängt von ihm ab.

Auf der Suche nach dem Wunderbaren S. 373

Donnerstag, 7. November 2013

eine kaputte Maschine, die glaubt ein Mensch zu sein


"Sharon du warst eine Heldin der Zylonen, jetzt bist du eine kaputte Maschine, die denkt, dass Sie ein Mensch ist."

Zitat aus der Sci-Fi Serie "Battlestar Galactica" Episode 2-18 "Downloaded"

ein Mann sein


Frage: Wie sollte ein Mann sich gegenüber einer Frau verhalten, um der Chef zu sein und sie glücklich zu machen? Um wirklich Herr der Situation zu sein.

Gurdjieff: Zuerst einmal muss man im Inneren ein Mann sein. Jede Frau wird sich als Sklavin eines Mannes fühlen. Dies ist eine Eigenschaft von Frauen, sie sind so geschaffen. Dafür gibt es ein Gesetz. Du solltest den Boss repräsentieren, den Meister. Du solltest alle Dinge als Meister erwägen. Wenn du so handelst, wird sie ohne Manipulation, ohne irgendwas, zu deiner Sklavin, es hängt nur von dir ab.

Nun zweitens sind noch viele andere Dinge nötig. Du bist ein Mann, sie ist eine Frau. Die Natur hat dir mehr Möglichkeiten gegeben als den Frauen. Du bist physisch stärker, von allem besitzt du mehr als sie. Unter allen diesen Dingen besitzt du mehr logisches Denkvermögen als die Frauen. Du solltest sie zuerst beruhigen, sie in einen bestimmten Zustand versetzen und ihr dann logisch darlegen, was mit euch in Zukunft geschehen wird. Erläutere ihr euer Leben nicht für heute, sondern wie es in einem Monat, in einem Jahr, in fünf Jahren sein wird. Weil das Leben lang ist, ist es notwendig ihr zu erklären, welche Dinge sie zu tun hat und welche sie nicht tun darf. Wenn du ihr das so erklärst, wie ich es dir erklärt habe, wird sie es tun.

Die Wissenschaft sagt: Eine Frau ist hysterisch, sie hat fünf Freitage in einer Woche.

Du bist verpflichtet ein Mann zu sein. Sie muss ihre Verpflichtungen als Frau erfüllen. Du darfst kein Egoist sein. Du bist ein Mann. Du solltest von ihr verlangen eine Frau zu sein. Wenn der Mann ein Egoist ist, ist er Scheiße. Er will alles tun, so wie es ihm gefällt und erwartet dann, dass seine Partnerin eine Frau ist?

Nach und nach kann es passieren, dass Sie den gleichen (Bewusstseins) Zustand erlangt wie er. Entweder sorgt die Natur dafür oder es wird Kraft des Gesetzes etabliert.

Der Mann muss ein Mann sein. Deine Frage ist sehr orginell. Ein Mann kann alles von seiner Frau verlangen, aber er kann es nur verlangen, wenn er in Wirklichkeit ein Mann ist. Für einen Mann des mittleren Geschlechts ist dies unmöglich. Nebenbei gesagt existiert dies in allen Sprachen. Es gibt zwei Arten von Huren, Huren in Röcken und Huren in Hosen.

Derjenige, der permanent in seinem Wachbewusstsein ein Mann ist, kann niemals dem mittleren Geschlecht angehören. Ob es sich um seine Mutter, seine Schwester oder seine Ehefrau handelt, sie werden sich so verhalten, wie er es ihnen sagt. Frauen sind nicht von sich selbst abhängig. Wenn du kein Mann bist, dann bist du eine Hure und suggerierst ihr das, was sie ist. Du bist ein halber Mann.

Auszüge aus einem Gespräch mit Gurdjieff, Juli 1943

Mittwoch, 6. November 2013

Gurdjieffs Absicht, ein neues Verständnis Gottes

Von A.R. Orage befragt was sein innerste Absicht wäre, antwortete Gurdjieff:

"Zu leben und zu lehren, damit es eine neue Auffassung Gottes in der Welt geben könne, ein Wandel im wortwörtlichen Sinne dieses Wortes."

Philip Mairet - A.R.Orage. A Memoir (1936)

noch mehr Sprüche Gurdjieffs


Die Arbeit des Menschen ist nur dann von Wert, wenn er darin bis zur äussersten Grenze seiner Möglichkeiten geht.

Eine wirkliche Veränderung ist überaus schwierig, schwieriger, als eine Million Dollar auf der Strasse zu finden.

Ein Mensch kann 100 Jahre alt werden und dennoch ein Kind bleiben. Ein Junge oder ein Mädchen von acht Jahren kann erwachsen und ein Sechzigjähriger kann ein Kind sein.

Die Engländer sind Schafe, die Franzosen Esel, die Russen Krähen, die Amerikaner Packesel und die Deutschen Schakale.

Eine Kuh ist ein Parasit, sie gibt nur Milch. Ein Esel kann wirklich arbeiten. 

Frauen sind hysterisch, sie haben fünf Freitage in einer Woche.

Vierte Weg Literatur von J.G. Bennett

Values. An Anthology for Seekers (1943)
The Crisis in Human Affairs (1948)
What Are We Living For? (1949)
The Foundations of Natural Philosophy. Vol. 1 of The Dramatic Universe (1956)
The Foundations of Moral Philosophy. Vol. 2 of The Dramatic Universe (1961)
Spiritual Hunger of the Modern Child (1961)
Witness: The Story of a Search (1962)
Energies: Material, Vital, Cosmic (1964)
A Spiritual Psychology (1964)
How We Do Things (1965)
Long Pilgrimage: The Life and Teaching of the Shivapuri Baba (1965)
Man and His Nature Vol. 3 of The Dramatic Universe (1966)
History Vol. 4 of The Dramatic Universe (1966)
Gurdjieff. A Very Great Enigma (1966)
Creative Thinking (1969)
The Dramatic Universe: A Short Guide and Glossary (1970)
Systematics: A New Technique in Thinking (1972)
Gurdjieff: Making a New World (1973)
Is There Life on Earth? An Introduction to Gurdjieff (1973)
Gurdjieff Today (1974)
The Enneagram (1974)
Sex (1975)
The Sevenfold Work (1975)
Intimations: Talks with J. G. Bennett at Beshara (1975)
Introduction to Gurdjieff's Third Series (1975)
The Image of God in Work (1976)
Journeys in Islamic Countries. 2 vols. (1976)
Hazard (1976)
The First Liberation (1976)
Noticing (1976)
Material Objects (1977)
Food (1977)
Talks on Beelzebub's Tales (1977)
Needs of a New Age Community (1977)
The Masters of Wisdom (1977)
Existence (1977)
Creation (1978)
Deeper Man (1978)
Transformation (1978)
The Way to Be Free (1980)
Idiots in Paris 1949 (1980)
Sacred Influences (1982)
Sufi Spiritual Techniques (1982)
Radiations and Emanations (1982)
Awareness of Others (1983)
Conscious Labour and Intentional Suffering (1983)
Living in Two Worlds; Sacred Impulses; Breath (1983)
The Sermon on the Mount (1983)
Universal Dependence and Energies (1983)
Work on Oneself (1973)
Enneagram Studies (1983)
Intention; Pattern (1984)
Conscience (1984)
Paths to Spiritual Understanding (1988)
Elementary Systematics (1993)
Making a Soul (1995)
Sunday Talks at Coombe Springs (2004)

Samstag, 2. November 2013

das Höhere Intellektuelle Zentrum

Der Horus Falke im Nacken der Chephren Statue symbolisiert das Höhere Denkzentrum.

Das Höhere Denkzentrum ist noch weiter von uns entfernt, noch weniger erreichbar. Nur aus der Beschreibung mystischer Erfahrungen, ekstatischer Zustände und so fort kennen wir Fälle solcher Verbindungen. Diese Zustände können auf der Grundlage religiöser Gefühle vorkommen oder für kurze Augenblicke durch besondere Rauschgifte; oder in gewissen pathologischen Zuständen, wie epileptischen Anfällen oder zufälligen traumatischen Verletzungen des Gehirns...

G.I. Gurdjieff

Freitag, 1. November 2013

über leeres Geschwätz

Gewöhnliche Gespräche nenne ich ein Umschütten aus dem Leeren ins Vakuum. Denken Sie doch einmal ernsthaft an die vielen Unterhaltungen, die Sie während Ihres ganzen Lebens führten!

Fragen Sie sich, blicken Sie in sich: haben all diese Gespräche je zu irgend etwas geführt? Wissen Sie heute etwas so sicher und zweifelsfrei wie beispielsweise dies, dass zwei mal zwei vier sind? Wenn Sie aufrichtig in sich gehen und aufrichtig antworten, so müssen Sie zugeben, dass diese Gespräche ergebnislos blieben.

Demnach kann der gesunde Menschenverstand daraus schliessen, dass diese Art zu reden, die ja bislang kein Ergebnis zeitigte, auch in Zukunft zu nichts führen wird. Selbst wenn ein Mensch hundert Jahre alt würde, das Ergebnis wäre das gleiche.

Gurdjieff, 20.2.1924